6 psychologische Vorteile davon, Online-Kurse achtsam zu gestalten

Dies ist ein Gastartikel von Maren Häde, Diplompsychologin und Gründerin von „Comfortzone Coaching“.

Ihr Leitsatz lautet: „Du brauchst deine Komfortzone nicht zu verlassen, um dich zu entwickeln. Du darfst sie wiederfinden, um aufzublühen!“. Dafür vermittelt sie effektive, leicht umsetzbare Strategien um das Nervensystem in seinen Idealzustand zu bringen, innere Konflikte sanft aufzulösen und mit neuer Kraft Ziele zu erreichen, die Freude machen.

Maren_Haede_Comfortzone_Coaching

„In 5 Wochen fünfstellige Monatsumsätze! Wie du mit Online-Kursen ein passives Einkommen erzielst - selbst wenn du jetzt noch keine Idee hast!“

Das versprechen mir seit einiger Zeit übermäßig selbstbewusste Menschen mit viel zu lauter Tonspur, wenn ich ein Youtube Video öffne. Der Algorithmus weiß, dass ich online selbstständig bin. Da du dich für Online-Kurse interessierst, sind dir solche Anzeigen wahrscheinlich auch schon begegnet.


Wie geht es dir, wenn du solche Werbung siehst?

Als Psychologin entsteht bei mir dabei ein spannendes Phänomen: Einerseits durchschaue ich schnell die Manipulationen, die da angewendet werden. Trotzdem spüre ich, dass solche Botschaften auch auf mich wirken, ich Druck bekomme und mich klein fühle, weil ich nach 5 Wochen Selbstständigkeit definitiv kein passives 5-stelliges Einkommen hatte.

Das Ganze wirkt sich nicht nur emotional, sondern auch körperlich aus: Spürst du auch, wie sich dabei deine Schultern anspannen, dein Herz schneller klopft, der Atem nicht mehr ganz so locker fließt? Die Gedanken gehen los: Was mache ich falsch? Muss ich mich jetzt total beeilen? Bin ich die einzige, die das nicht hinbekommt?

Aber ich wollte mir doch eigentlich Zeit nehmen und alles gründlich machen?!

Das ständige „höher-schneller-weiter“ ist nicht nur enorm anstrengend, sondern auch sehr ansteckend.


Es gibt sinnvollere Wege als höher-schneller-weiter!

Da du hier bei Slow eLearning gelandet bist und dir die Zeit nimmst, diesen Artikel zu lesen: Herzlichen Glückwunsch. Du hast einen möglichen Ausweg gefunden.

Atme mal ganz tief in den Bauch hinein und lass den ganzen Druck wieder ausströmen wie aus einem Luftballon.

Und dann stell dir lieber einmal vor, wie du entspannt in der Hängematte oder am Strand liegst, dein liebster Mensch oder Tier sich an dich kuschelt und du einfach spürst: Hier bin ich richtig, hier gehöre ich dazu, hier habe ich ganz viel Zeit.

Spürst du den Unterschied?

Gut, dann kannst du den folgenden Text nämlich jetzt viel besser aufnehmen : )

Wir schauen heute hinter die Stirn und klären, wie sich dieser innere Stress von höher-schneller-reicher auf überraschende Weise auf dich, deinen Kurs und die Beziehung zu deinen Klient*innen auswirkt.

Und du erfährst, wie viele klare Vorteile es für dich und deine Klient*innen haben kann, wenn du deinen Kurs bewusst, menschlich und langsam gestaltest.


Was passiert psychologisch bei innerer Anspannung?

Kurz gesagt: zu viel Stress killt alles, was wir zum guten Lernen brauchen.

Wenn du nur einen Satz mitnimmst, dann diesen!

Das gilt sowohl für dich, wenn du einen neuen Kurs gestalten möchtest und dabei eventuell auch viel Neues lernst wie Technik, Präsentationsmethoden, etc. Und es gilt auch für die Menschen, die am Ende von dir lernen.

Zeitdruck, Vergleiche, Angst vor Fehlern und die Frage, ob überhaupt jemand mein Produkt kaufen möchte - das kennen wohl alle, die sich am Coaching- oder Dienstleistungsmarkt selbstständig machen. Das macht uns nicht nur anfällig für manipulatives Marketing. Es kann auch dazu führen, dass sich dieser innere Druck bei uns einnistet und uns immer weiter begleitet, selbst wenn wir uns eigentlich für einen anderen, achtsamen Weg entschieden haben. Hello, FOMO my old friend …

Psychologisch betrachtet ist das ein total interessanter Moment, in dem sich nicht nur emotional, sondern auch biologisch ganz viel abspielt. Dr. Jill Bolte-Taylor stellte z.B. fest, dass wenn wir uns ängstlich und unzulänglich fühlen, besonders kritisch mit uns selbst und anderen sind und uns in Details festbeißen, die linke Hirnhälfte stärker aktiviert ist.

Im Gegenzug dazu geht die Aktivierung der rechten Gehirnhälfte eher mit einem Erleben von Verbundenheit, Offenheit, Weite, Ruhe, Zuversicht und tiefer Freude einher. Sie muss es wissen, denn sie ist nicht nur eine in Harvard ausgebildete Expertin für Neuroanatomie, also dem Gehirn- und Nervensystem, sondern überlebte und erholte sich von einem Schlaganfall, der ihre linke Gehirnhälfte für mehrere Wochen ausschaltete.

Wenn du also gerade einen neuen Kurs gestaltest, wird es dir leichter fallen, kreativ, offen, neugierig und einfühlsam für die Bedürfnisse deiner Zielgruppe zu sein, wenn du dein eigenes Stresslevel eher gering hältst. Als Daumenregel gilt: So lange es sich anfühlt wie ein spannendes Spiel, ist das Nervensystem in der Idealzone.


Stress stört den Lernprozess - deinen eigenen und den deiner Kund*innen

Oft heißt es, wenn wir etwas neues wagen, müssen wir unsere Komfortzone verlassen. Doch das ist psychologisch gesehen total kontraproduktiv!  (Warum ich dafür plädiere, stattdessen deine Komfortzone „mitzunehmen“ und dich allgemein öfter darin aufzuhalten, kannst du hier lesen.)

Natürlich müssen wir uns neuen Herausforderungen stellen. Aber es ist mehr als sinnvoll, dabei gut auf uns zu achten und Ruhe zu bewahren, um nicht in von Überforderung, Versagensängsten und Chaos im Kopf gelähmt zu werden.

Steigt der Stresspegel, z.B. durch Zeitdruck und unübersichtliche Aufgaben und Versagensängste, wird dies im Gehirn als „Gefahr“ übersetzt. Das führt vor allem dazu, dass das Gehirn Energie einspart, um sich verteidigen zu können. Es werden zum Beispiel die Regionen für langfristiges, rationales Denken gehemmt, damit wir instinktiv und schnell reagieren können. Wir greifen eher auf gewohntes Verhalten zurück, wagen ungern neue Experimente und empfinden andere Menschen schneller als unfreundlich und bedrohlich. Für Kreativität ist akute Angst also Gift. Wir sind weniger offen für neue Inspiration und verlieren das Vertrauen in unseren eigenen Weg - weil dies von unserem Gehirn aktiv gehemmt wird!

Es spricht also viel dafür, einen anderen Weg auszuprobieren. Aber wie?


Das Geheimnis einer anziehenden Ausstrahlung

Hast du dich schon mal gefragt, was eine richtig gute Lehrerin ausmacht, bei der man sich wohl fühlt und gespannt zuhört?

Sie hat wahrscheinlich selbst Spaß an ihrem Thema und ihre Körpersprache strahlt Ruhe und Freude aus. In ihrem Gehirn, das sich sicher und positiv mit anderen verbunden fühlt, sind dadurch die Bereiche aktiv, die ihr helfen, sich besser zu konzentrieren, sich in andere hinein zu denken, Probleme kreativ zu lösen und echte Verbindung mit anderen Menschen einzugehen.

Dabei sorgt das Nervensystem in ihrem Körper dafür, dass ihre Mimik lebendiger ist, die Stimme melodiöser und die Gestik ansprechend. Das alles nehme wir als Zuhörer als interessante und angenehme Ausstrahlung wahr. Und es fällt uns leichter, aufmerksam zu bleiben.

Jetzt wird es faszinierend: Unser Gehirn beginnt, diese ruhige Aktivierung zu spiegeln - ohne dass wir das bewusst merken!  Man spürt nur: „Hier fühle ich mich wohl, das macht mich neugierig.“

Und genau diese Reaktion wünschen wir uns auch von unseren Kund*innen, wenn wir Kursmaterial erstellen.

Unser Nervensystem kann uns selbst dabei unterstützen, einen kreativen Kurs zu entwickeln, auf den wir stolz sind.

Und es kann unsere Klient*innen positiv beeinflussen, sodass sie leichter Ergebnisse erzielen, die sie begeistern.


Zusammengefasst: Nicht nur beim Erschaffen des Kurses, sondern auch für das Lernklima ist der Zustand deines Nervensystems das entscheidende Kriterium!


Dein Nervensystem bestimmt die Atmosphäre deines ganzen Kurses.

Wenn jemand im Raum nervös hin und her tigert, macht uns das ebenfalls unruhig. Wenn jemand genüsslich gähnt, ist das auch ansteckend.

Als Kursleiter*in hast du die volle Aufmerksamkeit deiner Teilnehmer*innen. Und damit wird ihr Nervensystem sich automatisch nach deinem Zustand ausrichten.

Da kannst du noch so schön für dein Video dekorieren, ein kompetentes Outfit mit guter Frisur tragen, Texte, Farben, Bilder und Fonts auswählen.

Bestimmt hast du schon einmal gehört, dass 80-90% unserer Kommunikation nonverbal passiert. Und zwar, weil unsere Nervensysteme unbewusst extrem viel kommunizieren.

Hast du schon mal erlebt, dass du am Telefon schon beim „Hallo“ wusstest - oh je, der Person geht’s nicht gut?“ Genau - unser Nervensystem ist von klein auf darauf geeicht, sich an unseren Mitmenschen zu orientieren. Das nennt man Co-Regulation.

Dein innerer Zustand bestimmt also die Atmosphäre deines ganzen Kurses - ob du es merkst oder nicht. Die Stimme ist dafür ein sehr wichtiger Kanal. Dein Gesicht und deine Körperhaltung transportieren deinen Zustand die ganze Zeit. Auch geschriebenen Texten merkt man an, in welchem Zustand sie verfasst wurden. Denn im Stress wird der Zugriff auf kreative, einfühlsame und interessante Worte gehemmt. Es fällt uns eher das ein, was unserem Zustand entspricht.

Dein Stress überträgt sich auf diesen Wegen unbewusst auf die Lernenden: Nehmen sie wahr, dass du angespannt bist, wird ihr Körper darauf reagieren. Zum Beispiel ändert sich dann instinktiv die Spannung der Trommelfelle im Ohr, damit wir keine gefährlichen Geräusche verpassen. Dadurch können wir aber die menschliche Stimme schlechter hören. Unsere Muskeln werden aktiviert, wir beginnen zu zappeln und den Blickkontakt zu meiden.

Unter diesen Bedingungen ist es körperlich fast unmöglich, am Bildschirm etwas neues aufzunehmen oder neue Gedanken zu entwickeln!

Wir merken also auch körperlich: Die Auswirkungen von Hektik, Druck und Stress sind für jemanden, der etwas neues lernen möchte, äußerst ungünstig. Ein achtsames Vorgehen beruhigt dein eigenes Nervensystem und schafft ideale Voraussetzungen für einen gelungene Lernerfahrung bei deinen Klient*innen auf mehreren Ebenen:


Zusammengefasst:  6 entscheidende Vorteile von Achtsamkeit beim eLearning

  1. Langsamkeit signalisiert unserem Körper, dass er sicher ist. Und löst damit einen Kreislauf aus, der unseren ganzen Körper reguliert. Ein gut reguliertes Nervensystem hilft dir, dich besser mit deinen Klient*innen zu verbinden. Es schafft die Voraussetzung für kreative, mutige und zuversichtliche Ideen. Der Prozess fühlt sich mehr an wie Flow, macht mehr Spaß und bekommt sogar eine spielerische Komponente. Dieser Zustand hilft dir damit, außerhalb der ausgelatschten Wege zu denken und für deine Kund*innen ein wirklich einzigartiges Programm zu erschaffen.

  2. Im regulierten Zustand kannst du dich besser in deine Kund*innen einfühlen, ihnen besser zuhören und damit dein Programm besser genau auf sie zuschneiden, damit sie wirklich zufrieden sind.

  3. Vor der Kamera und in deinen Texten strahlst du mehr Präsenz, Klarheit und Offenheit aus. Deine Stimme ist ansprechender, deine Mimik und Gestik interessanter und es fällt deinen Zuhörern automatisch leichter, mit ihrer Aufmerksamkeit bei dir zu bleiben.

  4. Wir wissen ja jetzt: Deine Ausstrahlung ist ansteckend. Ein reguliertes Nervensystem setzt den Anker, an dem deine Klient*innen sich orientieren. Wenn du ihnen gut reguliert gegenüber trittst, wirst du bei deinen KundInnen ebenfalls Neugier, Kreativität, Mut, Zuversicht und Klarheit auslösen. Das ist die ideale Grundlage für Lernen. Und damit für viele Aha-Momente, die Spaß machen!

  5. Kund*nnen, die sich wohler fühlen und mehr lernen, werden wahrscheinlich bessere Ergebnisse erzielen, zufriedener sein und dich gerne weiter empfehlen.

    Meiner Meinung nach der beste Vorteil, weil er sofort wirkt:

  6. Durch den langsameren und bewussten Prozess lebst du jetzt schon so, wie du es dir wünscht. Nicht erst, wenn dein Kurs fertig bei den Kund*innen ist und das Geld auf deinem Konto.
    Warum möchtest du denn einen Online-Kurs erstellen? Wahrscheinlich erhoffst du dir dadurch mehr Zeit und Freiheit für das Wesentliche in deinem (Arbeits-) Leben. Ist es sinnvoll, mehr Ruhe, Freiheit und Fokus auf das Wesentliche im Leben durch Druck, Hektik und und FOMO zu erzeugen? Aus psychologischer und körperlicher Sicht jedenfalls nicht.
    In diesem Interview erklärt Light Watkins, Meditationslehrer und digitaler Nomade sehr treffend: „Wenn du dein Ziel erreicht hast, wirst du dich kurz freuen - und dann wirst du wieder genau so glücklich oder unglücklich sein, wie du zuvor warst.“
    Also tauche doch lieber jetzt schon ein in die Ruhe, Zeit, Flow und Kreativität des Prozesses, der dich hoffentlich auch Schritt für Schritt näher an deinen (finanziellen) Wunschzustand bringt.

Du kannst es sofort ausprobieren!

Hier sind drei effektive Mikro-Übungen, mit denen du sofort Ruhe in dein Nervensystem bringst:

  1. Verbinde dich mit deinem Körper. Spüre einmal, was gerade in dir los ist. Sitzt du entspannt oder verkrampft? Wie geht dein Atem? Wie ist die Temperatur, das Licht? Nimm jeden deiner Sinne bewusst wahr: Was sehe ich? Was höre ich? Was spüre ich als Berührung auf meiner Haut? Was rieche ich? Was schmecke ich?

  2. Wenn du gerade sehr angespannt bist oder deine Konzentration verbessern möchtest, probiere mal das physiologische Seufzen: Atme tief ein - dann, wenn die Lunge schon fast voll ist, nimm noch einen schnellen, kurzen Atemzug oben drauf -und dann lang und langsam wieder aus. Das klingt etwa so: Hhhhhhh - h! Fffffffff…
    Wenn du hinterher spontan gähnst, ist das ein Zeichen, dass es wirkt.

  3. Im Gespräch oder für deine Kurse: Sprich bewusst etwas langsamer und etwas tiefer. Besonders, wenn du aufgeregt bist. Das beruhigt nicht nur dich, sondern auch deine ZuhörerInnen.

Ich wünsche dir viel Spaß beim achtsamen, neugierigen Experimentieren!


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